
Housing First Queer
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Aktuell können wir keine weiteren Personen mehr in unseren Vermittlungspool aufnehmen, da zunächst der Wohnungsbedarf für 30 Personen gedeckt werden muss. Bislang konnten wir über 20 Personen in eine Wohnung vermitteln.
Warum Housing First Queer?
Wohnungslosigkeit in der Queeren Community
Schätzungen zufolge leben in Berlin etwa 5.000 bis 6.000 Menschen ohne Obdach auf der Straße. Zusätzlich zu den obdachlosen Menschen gibt es etwa 30.000 weitere, die als wohnungslos gelten, da sie über keinen eigenen Mietvertrag verfügen und in Unterkünften für Wohnungslose untergebracht sind. Darüber hinaus gibt es Menschen, die vorübergehend bei Bekannten Unterschlupf finden. Bedauerlicherweise liegen keine Informationen über den Anteil queerer Menschen unter den Wohnungslosen vor.
Es liegt jedoch auf der Hand, dass vulnerable Personengruppen mit Bedarfen und Diskriminierungserfahrungen hiervon besonders betroffen sind, denn der Wohnungsmarkt ist kein diskriminierungsfreier Ort. Mehrfachdiskriminierung macht es zudem auch für queere Personen (lesbische, schwule, bisexuelle trans*, inter*, nicht-binäre) Personen mit Fluchterfahrung und erlebten Traumata schwer, eine Wohnung zu finden. Daher gelingt es vielen nicht, obwohl anerkannt und berechtigt in eigenen Wohnraum zu ziehen, ihre Sammel- oder Notunterkünfte zu verlassen. Diese wiederum sind nicht auf die Bedarfe queerer Personen ausgerichtet und können deren hohem Schutzbedarf nicht gerecht werden.
Die Wohnung kommt zuerst - Housing First als innovativer Lösungsansatz
Housing First als Konzept wurde Mitte der 90er Jahre in den USA entwickelt und hat sich seitdem als Ergänzung zum herkömmlichen System von Notunterkünften und vorübergehender Unterbringung etabliert. Das Konzept betont die Bedeutung eines eigenen Zuhauses als Ausgangspunkt für die Bewältigung anderer Lebensprobleme. Die Wohnung kommt daher zuerst. Housing First kombiniert die Wohnungsversorgung mit weiteren Hilfen , um den individuellen Bedürfnissen der Nutzer*innen gerecht zu werden und ihnen dabei zu helfen, langfristig stabile Lebensumstände zu schaffen. Die begleitende Hilfe erfolgt so lange wie nötig und ist freiwillig. Das Ziel ist die Wiederherstellung von Selbstständigkeit und sozialer Integration, indem die Grundvoraussetzung einer sicheren Unterkunft zuerst erfüllt wird.
Housing First Queer bei der Schwulenberatung Berlin
Wir haben seit Juni 2023 die Möglichkeit erhalten, dieses Angebot für die queere Community aufzubauen und so einen Beitrag zu leisten, um queere Personen ein Leben in einer eigenen Wohnung dauerhaft zu ermöglichen. Um den Wohnraum auf Dauer zu sichern, erhalten unsere Klient*innen ein Beratungs- und Betreuungsangebot, welches sie selbstbestimmt ausgestalten können. Dieses Angebot wird so lange aufrechterhalten, wie unsere Klient*innen dies brauchen. Darüber hinaus stehen wir unseren Kooperationspartner*innen während des gesamten Prozesses unterstützend beiseite. Finanziert wird dies durch die Senatsverwaltung für Soziales (ASGIVA) des Landes Berlin.
Informationen für Vermieter*innen
Sie möchten unterstützen?
Sie verfügen über Wohnraum und das Konzept von Housing First überzeugt Sie? Ihr Herz schlägt für die queere Community der Regenbogenhauptstadt?
Wunderbar! Anbei haben wir einmal alle notwendigen Informationen und die wichtigsten Vorteile für Sie zusammengefasst:
Benefits für Sie als Vermieter*in
- Ihre Mieteinnahmen sind Ihnen sicher! Kautions- und Mietzahlungen durch direkte Überweisung des Transferleistungsträgers (in der Regel Jobcenter)
- Jahrzehntelange Erfahrung in der Beratung und Betreuung der Zielgruppe: Wir sind im engen Austausch mit unseren Klient*innen und helfen, wo Hilfe benötigt wird. Unbefristet und bedingungslos.
- Haftung im Schadensfall. Unsere Klient*innen verfügen selbstverständlich über eine Haftpflichtversicherung.
- Wir bleiben im Austausch mit Ihnen als Vermieter*in. Wir sind nicht nur für unsere Klient*innen, sondern auch für Sie als Kooperationspartner*in ansprechbar. Uns ist eine gute Zusammenarbeit wichtig, eine gute Erreichbarkeit und ein offenes Ohr für Ihre Anliegen sind für uns daher selbstverständlich und Sie haben eine direkte Ansprechperson im Projekt an die Sie sich wenden können.
- Erhöhte Mieteinnahmen. Gemäß AV Wohnen ist ein Aufschlag von bis zu 20 Prozent für die Zielgruppe wohnungsloser Einzelpersonen im Sozialleistungsbezug möglich.
- Vermietung auf die Quotenerfüllung der Wohnungsvergabe an WBS-Berechtigte bzw. an besondere Bedarfsgruppen anrechenbar (städtische Wohnungsunternehmen)
Anforderungen an die Wohnung
Die meisten unserer Klient*innen beziehen mit unserer Unterstützung zunächst staatliche Transferleistungen. Für eine erfolgreiche Abwicklung des Mietvertrages ist es daher wichtig, dass die Bruttokaltmiete die Richtwerte der AV Wohnen nicht überschreiten. Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.berlin.de/sen/soziales/soziale-sicherung/grundsicherung-fuer-arbeitssuchende-hartz-iv/av-wohnen/
Kontaktdaten
Jo Hornung (they/them)
Wohnraumaquise Housing First Queer
Schwulenberatung Berlin
Wilhelmstraße 115, 10963 Berlin
Tel. 030-44 66 88 312
E-Mail: housing.first@schwulenberatungberlin.de
Informationen für Interessent*innen
Housing First Queer bietet Unterstützung für wohnungslose, queere (LSBTI*) Menschen. Wir sind vor allem für diejenigen da, die von anderen psychosozialen Hilfeangeboten nicht erreicht werden. Als ersten Schritt vermitteln wir dich in eine eigene Wohnung mit Mietvertrag. Mit dem Einzug in die Wohnung erhältst du ein Beratungs- und Betreuungsangebot zur Stabilisierung deiner Lebenssituation. Diese Unterstützung durch uns kannst du selbstbestimmt mitgestalten. Dieses Angebot wird so lange aufrechterhalten, wie du es brauchst und möchtest.
Mehr über unseren Ansatz und die Grundsätze, nach denen wir arbeiten, erfährst du hier.
Wir können dich unterstützen, wenn du
- mindestens 18 Jahre alt bist,
- bereits länger ohne Mietvertrag lebst und von anderen Hilfsangeboten nicht erreicht wirst.
- in einer eigenen Wohnung leben möchtest,
- grundsätzlich bereit bist, ein mit dir gemeinsam erarbeitetes Beratungs- und Unterstützungsangebot nach dem Einzug wahrzunehmen.
Du hast Interesse? Du bist unsicher, ob Housing First Queer für dich geeignet ist? Schreib uns eine E-Mail oder ruf uns an. Wir laden dich gern zu einem persönlichen Gespräch ein. Gemeinsam finden wir heraus, ob die Voraussetzungen für eine Aufnahme in unser Projekt gegeben sind.
Solltest du einen drohenden Wohnungsverlust befürchten oder erst kürzlich wohnungslos geworden sein, melde dich bitte bei der Sozialen Wohnhilfe in deinem Bezirk. [Link] Wenn du dabei Unterstützung brauchst, wende dich an queerhome [https://queerhome.de/].
Die acht Grundsätze von Housing First
Das Konzept von Housing First stammt ursprünglich aus den USA. Wie alle Housing First Projekte in Berlin und bundesweit, arbeiten wir nach den 8 Grundsätzen von Housing First, wie sie im „Housing First Guide Europe“ dargestellt sind:
Wohnen ist Menschenrecht
Bei Housing First betonen wir das Recht von wohnungslosen Menschen auf Wohnen. Wohnraum wird zuerst und nicht zuletzt angeboten.
Wahlfreiheit und Entscheidungsmöglichkeit für Klient*innen
Ein zentraler Grundsatz von Housing First ist, Menschen dabei zu unterstützen, eigene gut informierte Entscheidungen darüber zu treffen, wie sie leben wollen und welche Art von Unterstützung sie erhalten möchten.
Trennung von Wohnen und Betreuung
Bei Housing First ist der Mietvertrages unabhängig vom Betreuungsangebot. Der Verbleib in der Wohnung ist gesichert, wenn das Betreuungsangebot endet. Gleichzeitig muss die Betreuung nicht enden, wenn die Wohnung gekündigt bzw. gewechselt wird.
Recovery-Orientierung (Orientierung am Wohlbefinden der Person)
Wir verstehen Recovery-Orientierung als einen individuellen Prozess bei dem jede*r Klient*in einen eigenen Weg zu seinem*ihrem Wohlbefinden wählen kann. Wir unterstützen dabei, aber schreiben nichts vor.
Harm-Reduction
Wir akzeptieren persönliches Verhalten (z.B. Substanzkonsum), das zu Risiken für die Gesundheit führen kann. Gemeinsam mit den Klient*innen versuchen wir Strategien zu finden, die diese Gesundheitsrisiken mindern.
Aktive Beteiligung ohne Druck und Zwang
Bei Housing First werden Klient*innen gestärkt und ermutigt, ihre eigenen Wege zu einem selbstbestimmten Lebensentwurf zugehen. Wir unterstützen dabei mit Vorschlägen, Empfehlungen, Begleitung und unserem Wissen und Erfahrung, ohne Besserwissen oder Sanktionen.
Personenzentrierte Hilfeplanung
Wir möchten verstehen, was Klient*innen von ihrem eigenen Leben erwarten, wie sie leben und was sie tun möchten. Diese Erwartungen stehen im Mittelpunkt der individuellen Unterstützungsangebote von Housing First.
Flexible Unterstützung so lange wie nötig
Das Angebot der Unterstützung besteht fort, so lange die Klient*innen dieses benötigen. Die Unterstützung kann beendet und wiederaufgenommen werden. Die Intensität der Unterstützung kann über die Zeit variieren und angepasst werden.
In Berlin arbeiten aktuell 6 Träger mit dem Housing First Konzept. Weiterführende Informationen zu den Trägern und deren Zielgruppen, sowie Links zu deren Website finden Sie unter: https://www.berlin.de/sen/soziales/besondere-lebenssituationen/wohnungslose/wohnen/housing-first-1293115.php
Einfache Sprache
Wohnen ist Menschenrecht
In Berlin leben 5.000 bis 6.000 Menschen ohne Obdach auf der Straße. Viele andere haben keinen eigenen Mietvertrag und leben in Notunterkünften oder bei Freunden. Es gibt keine genauen Zahlen, wie viele davon queer sind.
Queere Menschen erleben oft Diskriminierung und haben es schwerer, Wohnungen zu finden. Notunterkünfte sind nicht auf ihre speziellen Bedürfnisse ausgerichtet. Das Recht auf Wohnen ist jedoch Menschenrecht
Seit 2023 hilft die Schwulenberatung Berlin queeren Menschen, eigene Wohnungen zu finden. Sie erhalten Beratung, solange sie es brauchen.
Wohnraum gesucht?
Housing First Queer hilft wohnungslosen queeren Menschen. Egal, ob du auf der Straße, bei Freund*innen oder woanders wohnst. Wichtig ist, dass du schon lange ohne Mietvertrag lebst und keine Hilfe vom normalen Hilfesystem bekommst.
Voraussetzungen:
- Mindestens 18 Jahre alt
- Bereit, in einer eigenen Wohnung zu leben
- Berechtigt für einen Wohnberechtigungsschein in Berlin
- Gesicherter Aufenthaltsstatus
- Unterstützung durch Housing First Queer
Kontaktiere uns bei Interesse:
Tel.: 030-44 66 88 310
E-Mail: housing.first@schwulenberatungberlin.de