Mehr Raum für diskriminierungsfreies Wohnen – Lebensort Vielfalt in der Niebuhrstraße 59/60
Die Schwulenberatung Berlin (Psychosoziales Zentrum für Schwule e.V.) hat 2012 den Lebensort Vielfalt in der Niebuhrstraße eröffnet. In diesem einmaligen Wohnprojekt wurden 24 Wohnungen – hauptsächlich, aber nicht nur – für schwule Männer errichtet, darunter auch eine Pflege- Wohngemeinschaft mit acht Plätzen. Damit haben wir die Idee, einen Ort für mehrere Generationen ohne Angst vor Diskriminierung und basierend auf nachbarschaftlichem Wohnen zu schaffen, erfolgreich umgesetzt. Der Lebensort Vielfalt hat internationale Anerkennung erhalten und die Idee wurde in mehreren Städten Europas aufgegriffen. Nach der erfolgreichen Umsetzung verzeichnete die Einrichtung einen enormen Zulauf von Interessent*innen.
Dazu Marcel de Groot, Geschäftsführer der Schwulenberatung Berlin: „Viele Menschenwünschen sich einen Wohnort, an dem sie ohne Angst vor Diskriminierung leben können. Derzeit stehen etwa 450 Menschen auf der Warteliste. Die Zahl der Wohnungssuchenden in Berlin nimmt enorm zu, ebenso die Zahl der wohnungssuchenden LSBTI*. Wir wollen die Möglichkeiten, weitere Wohnprojekte umzusetzen, prüfen. Auf diese Weise könnten wir mehr Menschen die Möglichkeit bieten, in geschützten und diskriminierungsfreien Häusern leben zu können.“
Geeignete und bezahlbare Grundstücke für soziale Organisationen in Berlin sind nahezu unmöglich zu bekommen. Zwar plant der Senat die Vergabe von Grundstücken an soziale Träger in Erbbaupacht. Diese Grundstücke befinden sich aber am Rand von Berlin und sind relativ klein.
Deshalb baut die Schwulenberatung Berlin zurzeit einen Lebensort Vielfalt am Südkreuz. Hier entstehen u.a.69 Wohnungen für die LSBTI*-Community. Für einen Großteil der dortigen Wohnungen wird die Miete 6,50 Euro bis 8,20 Euro pro Quadratmeter betragen, sodass auch Menschen mit niedrigerem Einkommen dort in einem diskriminierungsfreien Umfeld leben können. Die Fertigstellung ist für Ende 2022 geplant.
Trotz des neuen Standortes am Südkreuz werden leider nicht alle Interessant*innen eine Wohnung bekommen können. Deswegen prüft die Schwulenberatung Berlin die Erweiterung des Lebensortes Vielfalt auf dem eigenen Grundstück in der Niebuhrstraße. Erfreulicherweise könnte es hier die Möglichkeit geben, in zentraler Lage weitere Wohnungen zu errichten. Damit könnten noch mehr Menschen in geschützten und diskriminierungsfreien Wohnungen selbstbestimmt leben. Die grundsätzliche Idee wurde den Bewohner*innen 2019 und 2020 vorgestellt. Diese Idee hat sich nun weiterentwickelt.
Es wird darüber nachgedacht insgesamt ca. 20 Wohnungen zu schaffen; davonvorwiegend kleinere Wohnungen, darunter zwei rollstuhlgerechte Wohnungen. Auch hier soll ein Teil der Wohnungen für die niedrigere Miete zur Verfügung stehen. Weiter sind zwei therapeutische Wohngemeinschaften für LSBTI* mit psychischen Beeinträchtigungen sowie Wohngemeinschaften für Studierende geplant.
Danebensoll es Gemeinschaftsräumen sowie Büro- und Beratungsräume geben. Das Haus soll hohe ökologische Standards erfüllen. Neben einem großen Gemeinschaftsraum sind auch gemeinsame Freiflächen für alle Bewohner*innen geplant. Das Grundstück wird nicht komplett bebaut.
Erfreulicherweise würden nach einer möglichen Bebauung von der aktuellen Freifläche von 1530Quadratmetern etwa 1100 Quadratmetern erhalten (mehr als 70 Prozent). So würde der angenehme Charakter des Hauses erhalten bleiben und noch mehr Menschen zugutekommen.
Der Baubeginn ist voraussichtlich für 2023 geplant.